REZENSION

von Karin Hahn

AUGUST 2007

BELLETRISTIK

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Edward St. Aubyn

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Belletristik

Richard Yates: Easter Parade, Aus dem Englischen von Annette Grube, Deutsche Verlags-Anstalt, München 2007, 297 S., 19,95 €

Als Richard Yates 1992 stirbt, sind er und seine Romane vergessen. Dem amerikanischen Schriftsteller Stewart O'Nan ist es zu verdanken, dass der Amerikaner Yates, 1926 in New York geboren, zu recht ins Bewusstsein der Leser zurückgekehrt ist. „Easter Parade“, erstmals 1976 veröffentlicht, folgt den Spuren seiner eigenen Kindheit, dem beruflich zermürbenden Werdegang und auch seinem Kampf gegen Alkohol, Depressionen und Wahnvorstellungen. Immerhin hält sich die ruhelos chaotische, peinliche wie oberflächliche Pookie, die Mutter der beiden Hauptfiguren Emily und Sarah, am Ende ihres Lebens für die Schwiegermutter des Präsidenten. Emily rückt im Laufe der Handlung zunehmend in den Vordergrund. Sie sucht nicht wie Sarah ihre innere Ruhe in der frühen Ehe mit dem süffisanten Blender Tony oder in der Mutterschaft. Emily strebt eine gute Ausbildung an, versucht geschickt Vorteile auszunutzen, bindet sich an Männer und bleibt doch unabhängig. Und doch spürt sie die Angst vor der Einsamkeit und ihre eigene Unfähigkeit zu lieben. Sie kann nicht sesshaft werden, nicht allein sein. Im beruflichen Leben reibt sie sich auf, scheitert am Alter und an der gnadenlosen Konkurrenz ihrer Artgenossinnen. Von den 30er Jahren bis in die 70er Jahre erstreckt sich die Handlungsbogen, in dem politische Ereignisse wie nebenbei ein Rolle spielen.

Yates literarische Figuren scheitern im Lauf der Handlung an ihren Hoffnungen, Träumen und Erwartungen an sich. Der Alkoholkonsum steigert sich im Laufe der Jahre mit zunehmender Desillusionierung, Einsamkeit und Hilflosigkeit. Die Protagonistinnen verdrängen die Wirklichkeit und wenn sie mit ihr konfrontiert werden, gehen sie den Weg des geringsten Widerstandes. Yates erwartet keine Empathie des Lesers für seine literarischen Figuren, aber arbeitet in die Handlung immer wieder Episoden ein, die für den Lesenden unvergesslich sind. Emily und Sarah lieben ihren mittelmäßig begabten Vater, der sich in seinem Korrektorenjob abschuftet. Zu ihren glücklichen Momenten gehören die Erinnerungen an ihn. Yates Roman variiert immer wieder die Glückssuche und das gnadenlose Versagen. Pookie, auf der Suche nach dem „Flair“ im Leben, endet als Alkoholikerin. Sarah folgt ihr in dieser Rolle, lässt sich über 20 Jahre von ihrem beschränkten, sadistischen Mann prügeln und schafft auch mit Emilys geringer Anteilnahme nicht den Weg aus der ehelichen Hölle. Die Fassade wahren, die Angst vor dem Abstieg mit Alkohol betäuben, das Scheitern nicht an sich herankommen lassen – eine fast aktuelle Sichtweise auf gegenwärtige Schicksale.

Doch Richard Yates liebt seine Frauenfiguren, er entblößt sie nicht, fühlt Sympathie für ihre Fehlbarkeit, ihr selbst gewähltes Schicksal und lässt ihnen trotz aller Beschämungen die Würde. Das ist die Stärke des Romans und macht ihn so lesenswert.

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