REZENSION

von Karin Hahn

AUGUST 2007

BELLETRISTIK

Anita Shreve

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Belletristik

Anita Shreve: Stille über dem Schnee, Piper Serie, München 2007, 328 Seiten, € 9,20


Die amerikanische Schriftstellerin Anita Shreve bleibt auch in ihrem neuen Roman den zentralen Themen ihrer bisherigen Prosa treu.

Nicky Dillon, ein zwölfjähriges Mädchen, erzählt in „Stille über dem Schnee“ die unglaubliche Geschichte einer Rettung und gleichzeitig eines traumatischen Erlebnisses. Weihnachten steht vor der Tür. Vor genau einem Jahr verlor Nicky ihre Mutter und ihre dreijährige Schwester durch einen Autounfall. Nun lebt sie mit ihrem Vater Robert weit fort vom pulsierenden New York in einem abgelegenen Haus in New Hampshire, dass bei hohem Schnee völlig abgeschnitten ist. Stille umgibt die beiden seit dem Unglück. Stille, die der Vater sich und seiner Tochter verschrieben hat. Als Architekt kann Robert nicht mehr arbeiten, so fertigt er Möbel an, die fast den Shakermöbeln gleichen. Die Erinnerungen an die Mutter sind jedoch trotz Ortswechsel und Bilderverbot für Nicky lebendig, denn den gut gemeinten Rückzug in die Wildnis und Einsamkeit erträgt das Kind nur um ihres Vaters Willen. Als die beiden dann bei einem Spaziergang im Schnee ein Neugeborenes finden und vor dem Tod retten, brechen die Wunden auf. Nicky resümiert über die unterschiedlichen Wege, die das Schicksal nimmt und lässt vor ihrem inneren Auge die Erinnerungen an die gemeinsame Zeit mit Mutter und Schwester fließen. Als die 19-jährige Charlotte dann bei den Dillons vorbeikommt, um angeblich ein Möbelstück zu kaufen, gibt sie sich schnell als die schuldbeladene Mutter des ausgesetzten Babys zu erkennen. Robert schafft es nicht, Charlotte bei der Polizei anzuzeigen und Nicky sucht den Kontakt zu der verzweifelten jungen Frau, die in ihrer Hilflosigkeit und Naivität einen schweren Fehler begangen hat.

Anita Shreve benötigt nur wenige Seiten, um psychologisch genaue Nahaufnahmen von ihren Hauptfiguren zu entwerfen. Die Sprachlosigkeit und Verzweiflung des Vaters und die Sehnsucht der Tochter nach dem aktiven Leben stehen sich als Konflikt, der nie ausgesprochen wird, gegenüber. Erst durch Charlottes Auftauchen schafft es Nicky ihre Unzufriedenheit in Worte zu fassen.

Dass man den Augenblick des Glücks nur leben kann, wenn man das Unglück kennt, ist keine neue Erkenntnis und doch hat Anita Shreve in ihrer Geschichte realitätsnah unterschiedliche Menschen einander gegenübergestellt, die schmerzliche Verluste ertragen müssen und darüber hinwegkommen werden.

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