REZENSION

von Karin Hahn

AUGUST 2007

BELLETRISTIK

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Edward St. Aubyn

Felicitas Mayall

Fred Vargas

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Belletristik

Fred Vargas: Die dritte Jungfrau, Aus dem Französischen von Julia Schoch, Aufbau-Verlag 2007, 474 Seiten , 19,95 €

Von weitem sah Adamsberg nach nichts aus.“ Der kleine, schweigsame Mann in seiner zerknitterten Kleidung und mit seinen oftmals abwesenden Gedanken ist der berühmteste Repräsentant der Kripo im 13. Pariser Arrondissement und einer der interessantesten Kriminalkommisare in der Literatur: Jean-Baptiste Adamsberg.

Im zehnten Roman holt Adamsberg gnadenlos seine Vergangenheit ein. Der Neue in der Mordbrigade ist Leutnant Veyrenc, der Racine-Liebhaber, den Adamsberg bisher ignoriert hat. Als beide Männer feststellen, dass sie aus der gleichen Gegend in den Pyrenäen stammen, brechen alte Wunden wieder auf. Der umtriebige Kommissar ist inzwischen sesshaft geworden und in ein Haus mit Geschichte gezogen und auch dort lassen ihn die vergangenen Ereignisse nicht in Ruhe. Eine Nonne spukt angeblich seit ein paar Jahrhunderten in der oberen Etage. Und dann taucht auch noch eine alte Bekannte von vor 20 Jahren auf und wirbelt Adamsbergs Gefühlsleben etwas durcheinander: die kompetente Gerichtsmedizinerin Dr. Ariane Lagarde.

Der neue Fall beginnt mit zwei Toten, die als angebliche Drogendealer ums Leben kamen. Allerdings fällt dem Kommissar der Schmutz unter ihren Fingernägeln auf und somit ist der Doppelmord seiner und das Drogendezernat bleibt außen vor. Die Kehlen der zwei großen Männer hat angeblich eine Frau mit einem Skalpell, so die Aussage von Dr. Lagarde, durchgeschnitten. Und wieder öffnet sich ein Kapitel aus der Vergangenheit, denn Claire Langevin, ca. 162 cm klein, hat als ehemalige Krankenschwester 33 Opfer auf dem Gewissen und ist aus dem Gefängnis ausgebrochen. Durch eine Panne wurden Adamsbergs Kollegen nicht informiert. Aber nicht nur diese ominöse hochbetagte Mörderin macht Adamsberg zu schaffen, es ist auch der Schatten, von dem jeder spricht. „Der Tod, die Schattenfrau. Sie lief nicht wie unsereins. Sie glitt über den Friedhof, ganz aufrecht und langsam. Hatte es nicht gerade eilig, die lief so Schritt für Schritt.“

Um die Ordnung des Ganzen noch mehr ins Groteske zu ziehen, stellen Adamsberg und seine Kollegen fest, dass die beiden Ermordeten auf einem Friedhof in der Normandie Grabplatten verrückt haben, um bis zum Kopf einer toten Jungfrau zu gelangen. Offensichtlich haben sie etwas aus dem Grab entfernt, nur was? Erbarmungslos dahingemordete Hirsche tauchen im Revier auf und die langsame Ahnung macht sich breit, dass da jemand nach einem mittelalterlichen Rezept, eine Reliquie wurde entwendet, einen Trank „mit dem Lebendigen der Jungfrauen“ fürs ewige Leben, die Unsterblichkeit, braut. Adamsberg gelangt auf die richtige Fährte und ahnt, dass noch eine dritte Jungfrau Opfer werden wird. Allerdings gehen diese Vermutungen in die richtige Richtung, nur die falsche Person ist im Visier der Fahnder. Adamsberg muss sich noch durch viele Schichten hindurcharbeiten, um zum Kern des Ganzen zu gelangen. Bevor dies geschieht, kann er jedoch den Konflikt mit seinem Landsmann, der nun schon 34 Jahre schwelt, aus der Welt schaffen und wie Fred Vargas dies tut ist meisterlich und berührend zugleich.

Fred Vargas Romanfiguren zeichnen Skurrilität und Liebenswürdigkeit aus. Seltsam und gewöhnungsbedürftig erscheinen die Dialoge, die auch des nachts per Telefon zwischen dem klugen und versierten Danglar und Adamsberg geführt werden.

Fred Vargas ist in einem Beruf Archäologin, im zweiten Kriminalschriftstellerin. Sie ist kein Mann und heißt auch nicht Vargas. Fred kürzt "Frédérique" ab und Vargas nennt sie sich nach der spanischen Tänzerin, die Ava Gardner 1954 in Die barfüßige Gräfin spielte.

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