REZENSION

von Karin Hahn

AUGUST 2007

BELLETRISTIK

Anita Shreve

Avirama Golan

Christoph Hein

Edward St. Aubyn

Felicitas Mayall

Fred Vargas

Joyce Carol Oates

Kathrin Aehnlich

Kim Edwards

Lena Gorelik

Marie Hermanson

Rachel Cusk

Richard Yates

Stewart O'Nan

GELESENE PROSA

Heinrich Steinfest

JUGENDBUCH

Sergei Lukianenko

Stephenie Meyer

KINDERBUCH

Mirielle Geus

Peter Abrahams

Belletristik

Stewart O'Nan: Eine gute Ehefrau, Deutsch von Thomas Gunkel, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Hamburg 2007, 378 Seiten, € 12.00

„Wie bei allem in ihrem Leben ist es nur eine Frage der Zeit.“

Die Handlung des Romans beginnt da, wo alles anfangen sollte und schon wieder zu Ende ist. Patty ist hochschwanger. Sie lebt mit ihrem Mann Tommy im kleinen, eigenen Häuschen im Örtchen Southern Tier. Alles geht seinen normalen Gang. Doch dann zerstört ein Telefonat alle Zukunftsträume. Tommy hat mit seinem Kumpel Gary eine alte Frau überfallen und getötet. Im Nachhinein stellt sich auch heraus, dass Tommy bereits öfter gestohlen hat, um die schmale Haushaltskasse aufzubessern. Sein Urteil lautet lebenslänglich. Gary hat durch eine geschickte Aussage seinen Kopf aus der Schlinge ziehen können. Lag es an Tommys unfähigem Pflichtverteidiger oder an der wahren Schuld, die Tommy auf sich geladen hat, dass er nun 20 Jahre in verschiedenen Gefängnissen seine Strafe absitzen muss? Pat jedenfalls hält zu ihrem Mann ohne wenn und aber. Mit stoischer Ruhe nimmt sie ergeben diesen Schicksalsschlag hin. Sie zieht wieder zu ihrer Mutter, die ihren Schwiegersohn schon immer als unfähigen Zeitgenossen angesehen hat, widmet sich ihrem Sohn Casey, arbeitet hart und läßt nie den Kontakt zu Tommy abreißen. An den einsamen Abenden bekifft sie sich, schaut die Carson - Show und fällt totmüde ins Bett. Pat akzeptiert die emotionale Leerstelle an ihrer Seite, die demütigenden Komplikationen, die ihr das Leben enorm schwer machen und der Leser fragt sich, aus welchen Gründen sie so inständig an ihren Mann glaubt, der sich als gewissenloser Verbrecher entpuppt hat.

Stewart O'Nan umkreist nun die Hochs und Tiefs seiner Hauptfigur Pat, die von Existenzängsten begleitet, sich immer um die Frage dreht, wie sie Tommy unterstützen kann. Pat wartet mit ihm auf die Berufungstermine, die keine Änderung seiner Haftstrafe nach sich ziehen werden. Sie nimmt den langen Weg zum Gefängnis auf sich, ordnet ihren Alltag nach den demütigenden Besuchen in Aubrey oder anderen Anstalten, hofft auf die Familienzusammenführung für ein Wochenende innerhalb der Gefängnismauern und lügt ihrem Mann vor, dass alles in ihrem Leben normal sei, um ihn zu schonen. Aus dem Denken der einstigen Freunde ist Tommy längst verschwunden. Pat gibt ihren Mann nicht auf und verliert dabei zeitweilig ihren Sohn aus dem Auge. Casey empfindet seinen abwesenden, fremden Vater als Last und schämt sich für ihn. Seine inneren seelischen Kämpfe betäubt er mit Fast Food und Fernsehkonsum. Pat indessen wartet auf das ganz normale Leben und lässt die ereignislosen, faden Jahre vergehen.

Nichts Außergewöhnliches geschieht und doch versteht es der Autor, Empathie für seine alltagsnahen Figuren zu erwecken. Pats unverbrüchliche Treue und Liebe zu ihrem Mann wird zu einer Projektion von Wünschen und Hoffnungen. Bei aller Handlungsarmut muss man Stewart O'Nans Roman zu Ende lesen, denn Pats Kraft und das nachdrückliche Beschwören des Glücks entfaltet einen ungeheuren Sog, dem man sich nicht entziehen kann.

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