REZENSION

von Karin Hahn

AUGUST 2007

BELLETRISTIK

Anita Shreve

Avirama Golan

Christoph Hein

Edward St. Aubyn

Felicitas Mayall

Fred Vargas

Joyce Carol Oates

Kathrin Aehnlich

Kim Edwards

Lena Gorelik

Marie Hermanson

Rachel Cusk

Richard Yates

Stewart O'Nan

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JUGENDBUCH

Sergei Lukianenko

Stephenie Meyer

KINDERBUCH

Mirielle Geus

Peter Abrahams

Belletristik

Edward St Aubyn: Schöne Verhältnisse, Übersetzt aus dem Englischen von Ingo Herzke, Du Mont Buchverlag, Köln 2007, 188 S., 17.90€

Eins ist klar, alle Figuren, die der englische Schriftsteller Edward St Aubyn beschreibt, möchte man im wahren Leben nie kennenlernen. Um so schockierender die Nachricht, dass sich der Spross einer englischen Adelsfamilie, der seit dem Mittelalter halb Cornwall gehört und der bis zu seinem 28. Lebensjahr schwer drogenabhängig war, seinen „Stoff“ für das Buch in der eigenen Lebensgeschichte gesucht hat.

Patrick Melrose, der fünfjährige Sohn, der im Mittelpunkt der Handlung steht, ist das literarische Ego von Eward St Aubyn. Stilversessen, präxise und mit subtiler, ironischer Distanz erzählt der Autor von einem Tag im Leben der Familie Melrose im angenehmen Südfrankreich auf ihrem mondänen Anwesen. Tief schaut man in die Abgründe der sogenannten Upper Class, deren Mitglieder sich in dieser bitterbösen und dabei sogar komischen Milieustudie entblößen. Der amüsanten Feststellung, dass man lieber zu Beerdigungen als zu Hochzeiten geht, weil man dort kein Geschenk mitnehmen muss, folgen allerdings extrem kalte, wie zynische Beobachtungen meistens vom Familienoberhaupt David Melrose. Er ist ein grausiger Sadist und der Vergewaltiger seines eigenen Sohnes, denn er weidet sich genüsslich an der Qual anderer mit einem süffisanten Lächeln. Eleonor, seine Frau, Alkoholikerin und Konsumentin zahlreicher Psychopharmaka demütigt er mit seinen finsteren Einfällen genauso wie seinen Sohn und die Gäste des Hauses.

Der unaufgeregte Erzähler wechselt von Person, zu Person die Perspektive und umkreist wie mit einer Kamera den Handlungsort und seine Protagonisten. Scheint die Geschichte handlungsarm, so präsentiert St Aubyn doch psychologisch genaue Nahaufnahmen seiner Figuren. So schaut der Leser doch über den beiläufigen, oftmals sinnentleerten Smalltalk der Gäste des Hauses schonungslos tief in die Figuren hinein und sucht innerlich das Weite. Bei aller Distanz schafft es der englische Autor, dass seine Geschichte einen ungeheuren Sog entwickelt und der Leser bis zum Ende in ihrem Bann bleibt.

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