REZENSION

von Karin Hahn

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Doris Lessing: Das fünfte Kind, Aus dem Englischen von Eva Schönfeld, Manesse Verlag, Zürich, 2008, Mit Nachwort von Annette Mingels, 288 Seiten, € 17,90

Als Harriet und David Lovatt sich kennenlernen spüren beide, dass sie anders sind, irgendwie aus der Art schlagen. Ein harmonisches Familienleben und viele Kinder schweben ihnen vor und es braucht nicht vieler Worte, um sich einig zu werden. Doch gesellschaftlich scheint diese Einstellung von gestern zu sein, irgendwie aus der Art geschlagen. Alle Verwandten schütteln nur missbilligend den Kopf. Und doch setzen die beiden Liebenden ihr Lebensziel und ihren Glücksanspruch entgegen vieler Widerstände durch. Vier gesunde Kinder kommen in schöner Regelmäßigkeit und kürzester Zeit auf die Welt. Auch die Familie hat sich mittlerweile mit dem Kindersegen abgefunden, auch wenn immer wieder spitze Bemerkungen oder Diskussionen angezettelt werden, denen Harriet und David sich entziehen. Zugegeben David verdient nicht genug, um das große Haus außerhalb von Londons zu unterhalten. Sein finanziell gut situierter Vater James, der in zweiter Ehe, lieber im Süden Europas lebt, steuert seinen Anteil bei. Daniels Mutter, mit ihrem zweiten Ehemann, beide Akademiker, fühlt sich nicht angesprochen, Nur Dorothy, Harriets Mutter, greift der Großfamilie unter die Arme und arbeitet im Haushalt mit.

Trotz aller Kritik an Harriets und Davids „selbstsüchtiger“ Lebensform nistet sich die Familie zu den alljährlichen Festtagen im großen Haus aus. Alle verleben entspannte und harmonische Ostern oder Weihnachten bei den Lovatts und sind selbst darüber erstaunt. Die finanzielle Belastung der Großfamilie scheint dabei niemanden zu interessieren. David hat wenig von seinen Kindern, denn er muss sich ständig Zusatzarbeiten suchen. Harriets Mutterglück ist auch nicht von Dauer, denn sie ist oft müde und überreizt. Bei jedem Kind fordern Harriet und David das Schicksal neu heraus.

Nach dem vierten Kind sollten erstmal zwei Jahre Pause eintreten. Aber Harriet ist wieder schwanger und nun beginnt ein unglaubliches Martyrium, das sich niemand erklären kann.

Den Feind, das Monster, den Fremdling, den finsteren Gnom wird Harriert das fünfte Kind in ihren inneren Monologen nennen. Unter Qualen trägt sie ihren Sohn Ben aus. Ben spaltet mit seinem emotionslosen, gewalttätigen Verhalten Harriet und David, die Kinder, die gesamte Familie. Mit seinem starren Blick und seinem urmenschlichen Benehmen absorbiert er Harriets letzte Kräfte. Wie lebt eine Familie mit einem nicht erziehbaren, nicht belehrbaren Kind, dass in seinen autonomen Verhaltensweisen eine Bedrohung aller darstellt? Ben erwürgt gnadenlos einen Hund und eine Katze. Niemand scheint vor ihm, der scheinbar nur ein kraftvolles Kind ist und auf unerklärliche Weise physiologische Entwicklungsetappen übersprungen hat, sicher. Ein Familientribunal beschließt Bens Abschiebung in eine Anstalt, die ihn ruhig stellen soll. Mit diesem Entscheidung kann sich Harriet nicht abfinden und besiegelt so den Untergang der eigenen Familie.

Eindringlich und ohne zu psychologisieren beschreibt Doris Lessing, Nobelpreisträgerin 2007, kommentarlos das Eindringen des Fremden in das Vertraute, Normale. Wenn es eine Strafe sein soll, wer soll wofür gezüchtigt werden? Hat sich ein Gen verirrt? Gibt es vielleicht sogar keine Erklärung für dieses ungewöhnliche Menschenkind, dass in eine falsche Zeit hineingeboren wurde?

In ihrem Nachwort geht Annette Mingels auf die Rezeptionsgeschichte des Psychothrillers „Das fünfte Kind“ ein und beschreibt auch hier die Unsicherheit und Hilflosigkeit der Rezensenten. „Ben in der Welt“ heißt der Folgeroman, den Doris Lessing zwölf Jahre später geschrieben hat, um den verunsicherten Lesern mit dem „Monster“ zu versöhnen.

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