REZENSION von Karin Hahn |
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Summer 2008 Belletristik JANA HENSEL, ELISABETH RAETHER Film Jugendbuch |
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Belletristik Siri Hustvedt: Die Leiden eines Amerikaners, Rowohlt Verlag, Reinbeck 2008, 416 Seiten, €19,90 „Wir bestehen aus anderen Menschen, das ist eine wichtige Erkenntnis. Wir tragen diese Menschen in uns. Wir sind die losgelösten und unabhängigen Individuen, für die wir uns halten. Wir werden in den Toten heimgesucht.“ sagte Siri Hustvedt in einem Interview. Heimgesucht von ihrem Vater Loyd Hustvedt, der im Jahre 2003 starb, verbindet die bekannte amerikanische Autorin ( Die unsichtbare Frau, Die Verzauberung der Lily Dahl, Das ich liebte) seine Tagebuchaufzeichnungen mit ihrer Imagination und einem verschollenen Geheimnis. Bewegend sind die in den Roman hineinmontierten Lebens- und Kriegserinnerungen, die Siri Hustvedts eigener Vater schrieb und ihr erlaubte, sie nach seinem Tod zu veröffentlichen. Der leidende Amerikaner heißt Erik und ist Psychotherapeut, geschieden, kinderlos, einsam. Aus seiner Perspektive wird der Roman erzählt, der nicht nur das Porträt eines depressiven Mannes ist, sondern die gesellschaftlich-politische Dimension der Zeit umfasst und ein Stück vergangene, schmerzhafte Immigrationserfahrung. "Meine Schwester nannte es 'Das Jahr der Geheimnisse'", so beginnt der Roman und weckt erste Neugier. In einem Aufgebot an Familiengeschichten, sehr differenziert dargestellten Personen, philosophischen, gesellschaftlichen Diskursen überfrachtet Siri Hustvedt ihre Erinnerungs- wie Gegenwartsgeschichte mit vielen aktuellen Bezügen. Der Ideenroman ist anstrengend, auch wenn Siri Hustvedt den Leser schnell in ihrem Erzählsog festhält, einfach sind die vielen Exkurse gerade in die Psychologie nicht. Den chronisch einsamen, kinderlosen Erik schickt sie als Hauptfigur des Romans auf Vatersuche, im Jahr nach dem Ausbruch des Irakkrieges. Der Psychotherapeut liest nach und nach die Tagebücher des Vaters und setzt sich sein eigenes Bild aus Erinnerungen zusammen. Es sind Lars Davidsens erwachsene Kinder Inga und Erik, die die Tagebücher ihres Vaters nach dessen Tod finden und in ihr Leben zu integrieren versuchen. Beide wohnen nicht mehr im heimatlichen Minnesota, sondern in New York. In einer Rezension heißt es, wenn es um darum geht, was den Leser bei diesem Roman erwartet: „Die Beschreibung von Menschen, die sich im Dunkeln vor ihren eigenen Heimlichkeiten fürchten, noch mehr aber vor deren Offenbarung im Licht.“ Intelligent, mit stilistischer Eleganz geschrieben und zeitlos.
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